Ausstellung,  Kultur

Ausstellung Müller-Dühring

Rede von Walter Ruß, dem Vorsitzenden des Ostfriesischen Kunstkreises zur Vernissage der Retrospektive 100 Jahre Jürgen Müller-Dühring 7.7.2024, Peldemühle zu Wittmund

Sehr geehrte Damen und Herren, erlauben Sie mir bitte, dass ich noch einmal das Wort ergreife und ein paar Worte über das Projekt sage, die mir wichtig scheinen. Andreas Wojak bemerkte in seiner Mail an mich, dass der Maler Jürgen Müller-Dühring zu Beginn seiner Recherche weitgehend vergessen gewesen sei. Ein Eindruck, der sich zumindest auf seine öffentliche Präsenz hier bei uns in Wittmund durchaus teilen ließ. Umso mehr beeindruckte Sarah Byl und mich bei der Arbeit an dem Projekt die Reaktion der von uns angesprochenen Menschen. Auch dies dürfte ein Eindruck sein, den Andreas Wojak mit uns teilt. Das öffentliche Gedächtnis, die öffentliche Präsenz des Künstlers endete mit seinem Ableben 1999. Das persönliche, private Gedenken ist da weitaus nachhaltiger. Das mag völlig normal sein und die Feststellung mehr oder weniger banal, aber für uns stellte sich damals, als Otto Schulze und Simone Stammen ihre persönliche Müller-Dühring-Beziehung öffentlich machen wollten und uns diese Idee antrugen, genau diese Frage: Gebührt einem Künstler vom Range eines Jürgen Müller-Dühring nicht, dass man private Wertschätzung und öffentliche Wahrnehmung zusammenbringt und den Platz schafft, der ihm zusteht? Übrigens ist dies eine Frage, die mich als Mitglied des Ostfriesischen Kunstkreises sofort auch an andere ehemals bekannte Künstlernamen denken lässt, Carla Zierenberg, Karola Timmermann, Christian Eisbein, Conrad Schwitters, Galt Harms und viele andere. Von den Lebenden möchte ich nur Hans-Christian Petersen erwähnen. Der Ostfriesische Kunstkreis, der über die Jahre und Jahrzehnte seines Bestehens seit 1977 mit einer großen Zahl von Künstlerpersönlichkeiten der Region in Kontakt stand, scheint mir der gewissermaßen legitime Erbe der Bewahrung dieses künstlerischen Erbes zu sein. Dies ist nicht nur eine Ehrenpflicht, sondern durchaus auch eine erhebliche Herausforderung für die Ressourcen und Möglichkeiten eines so kleinen, aber feinen Vereins wie des OKK. Will sagen: Jürgen Müller-Dühring ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie wir uns bemühen sollten, die mäzenatische Tradition, die Persönlichkeiten wie Ruthtraut Steinbrecher und Reiner-Paul Krischek begründet hatten, in geeigneter, zeitgemäßer Form wieder aufleben zu lassen. Mäzene oder modern gesagt Sponsoren wie die Wieker-Stiftung, die Sparkasse, die Ostfriesische Landschaft, die Wobben-Stiftung, EWE und Brandkasse stehen ebenso in dieser Tradition wie wir alle, die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt und dieser Region. Unsere Aufgabe sollten wir darin sehen, Wittmund und den ganzen Landkreis auf die kulturelle Landkarte der Halbinsel zu bringen und dort fest zu etablieren. Wenn wir heute den Versuch machen, den Künstler Jürgen Müller-Dühring an die Region zurückzugeben, dann auch in der Hoffnung darauf, Kunst und Kultur zu einem Teil des Markenkerns der Region zu machen. Der Kulturring leistet hier ebenso unermüdlich seine Arbeit wie der OKK. Ich freue mich deshalb auch besonders, dass Vertreter der maßgeblichen Vereine der Stadt anwesend sind, Bürger- und Verkehrsverein und Pro Wittmund, mit denen gemeinsam und vielen anderen wir versuchen wollen, diese Aufgabe anzugehen. In diesem Sinne glaube ich, dass diese Retrospektive ein wundervoller Anfang ist, eine Gemeinschaftsleistung einer ganzen Region, die sich ihrer selbst bewusst wird, ihrer kulturellen Identität, die aus weit mehr besteht als aus Tee und Tourismus. Eine Leistung übrigens an der Persönlichkeiten wie Dr. Walter Baumfalk, Dr. Theodor Uebelhoer und der kürzlich verstorbene Dr. Helmut Eichhorn ihren aktiven Anteil haben und hatten. Dies ist, neben seiner individuellen Bedeutung als Künstler, indirekt ein Verdienst unseres Künstlers Jürgen Müller-Dühring. So verquer Ihnen vielleicht dieser Gedanke vorkommen mag, so richtig scheint er mir am Ende doch zu sein. Ich möchte an dieser Stelle abschließend Reiner Krischek zitieren, der seine Histörchen-Sammlung mit dem Appell an seine Leser schloss: „Ab sofort sind Sie (für dessen Äußeres) verantwortlich, während ich, an ihre Großmut appellierend, bitte, mir ob des Inhalts mildernde Umstände einzuräumen.

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